So sieht ein Burnout wirklich aus in sinnstiftenden Berufen

Wenn dir deine Arbeit sehr wichtig ist, kann sich ein Burnout ganz leise einschleichen. Ein Burnout kann sich in Müdigkeit, einem benebelten Kopf oder sogar einem Identitätsverlust zeigen. Dr. Arianna Molloy, Professorin an der Biola University und Autorin von „Healthy Calling”, erzählt, wie ein Burnout im Berufsleben wirklich aussieht und wie kleine, erholsame Gewohnheiten uns helfen können, geerdet zu bleiben.

Bei Intelligent Labs geht es uns darum, Menschen dabei zu helfen, sinnstiftende Arbeit zu leisten und dabei gesund und ausgeglichen zu bleiben. Ob besserer Schlaf, mehr Konzentration oder Stressbewältigung – wir glauben, dass kleine Schritte (und die richtigen Nährstoffe) einen echten Unterschied machen können.

Lies weiter für unser komplettes Interview mit Dr. Molloy!


1. Ein Burnout zeigt sich nicht immer leicht, vor allem wenn uns unsere Arbeit echt wichtig ist. Welche mentalen, emotionalen oder körperlichen Anzeichen gibt es dafür, dass jemand einen Burnout haben könnte, wie zum Beispiel Konzentrationsschwierigkeiten, schlechter Schlaf oder wenig Energie?

Zuerst einmal die grundlegende Definition von Burnout. Ein Burnout ist eine Art körperliche, psychische, emotionale, mentale und spirituelle Erschöpfung, die normalerweise durch anhaltenden Stress entsteht. Die Auswirkungen eines Burnouts sind vielfältig und komplex. Wenn ein Burnout bei einer besonders sinnstiftenden Arbeit oder einer Arbeit, die man als Berufung empfindet, auftritt, entwickelt sich Burnout von einem Gefühl des „Ich mag meine Arbeit nicht mehr“ zu einem „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin“.

Anzeichen für eine allgemeine Burnouterkrankung können psychische Lähmung, Depressionen, Angstzustände, vermehrte Krankheitstage, verminderte Motivation und ein gewisses Schamgefühl sein. Wenn die Arbeit jedoch als Berufung empfunden wird, kommen zu all diesen Anzeichen noch das hinzu, was Sozialwissenschaftler als „tiefe Scham“ bezeichnen, darunter eine Entfremdung vom Lebenssinn, verbunden mit einem spirituellen und zwischenmenschlichen Burnout.


2. Wie kann es sein, dass man sich total für seinen Job einsetzt und trotzdem eher ein Burnout riskiert?

Untersuchungen zeigen, dass Leute, die ihre Arbeit als Berufung sehen, motivierter sind und insgesamt zufriedener mit ihrem Leben als andere. Sie können wirtschaftliche Veränderungen und Umstrukturierungen in ihrer Firma besser meistern und tragen viel zu einem guten Arbeitsklima bei. Sie sind belastbarer und kommen besser mit wirtschaftlichen und organisatorischen Veränderungen klar als andere. Sie halten in schwierigen Zeiten länger durch und sind oft diejenigen, die andere mit ihrer Ausdauer und Leidenschaft für ihre Arbeit anspornen.

Warum also führt das Gefühl, eine Berufung zu haben, zu einem hohen Burnout-Risiko? Die Daten zeigen auch eine dunkle Seite. Wenn die Arbeit als zutiefst sinnvoll empfunden wird, mit einer Art heiliger Verantwortung, mit Möglichkeiten, unsere Leidenschaften und Fähigkeiten einzubringen, und mit dem klaren Bewusstsein, einen positiven Einfluss auf andere zu haben, ist es viel, viel schwieriger, Nein zu sagen. Die Realität ist, dass diejenigen, die sich berufen fühlen, mehr als jede andere Gruppe am Arbeitsplatz anfällig für Workaholismus, Idealisierung des Jobs, Manipulation durch die Organisation und letztendlich Burnout sind.


3. Was würden Sie sich wünschen, dass mehr Menschen über das Thema Burnout in sinnstiftenden Berufen verstehen würden? Gibt es irgendwelche Mythen, die Sie immer wieder zu widerlegen versuchen?

Wir müssen uns klar machen, dass Burnout keine Kategorie an sich ist. Das ist einer der ersten Fehler, die wir machen können. Anstatt zu denken „Ich bin ausgebrannt“ oder „Ich bin nicht ausgebrannt“, wäre es hilfreicher, sich zu fragen: „Wo stehe ich auf der Burnout-Skala?“

Wenn du eine Linie ziehen würdest, an deren einem Ende „gesunde, sinnstiftende Arbeit“ und am anderen Ende „Burnout“ steht, wo würdest du dich heute einordnen? Versuche, dir jede Woche Zeit zu nehmen, um dir diese Frage zu stellen, und nimm Anpassungen vor, bevor die Auswirkungen zu groß werden.


4. Wenn sich jemand emotional ausgelaugt fühlt, aber dennoch engagiert bei der Arbeit ist, wie kann er neue Energie tanken und wieder zu sich selbst finden? Haben Sie festgestellt, dass Ruhe, Bewegung oder Ernährung dabei eine hilfreiche Rolle spielen?

Entgegen der landläufigen Meinung sind wir keine Maschinen. Im Gegensatz zu unterschiedlichen Lebensweisheiten wie „das Auto fahren, bis der Tank zu 99 % leer ist“ oder „sofort anhalten, um zu tanken, wenn der Tank zu einem Viertel leer ist“, kann derselbe Ansatz nicht auf uns Menschen angewendet werden.

Unser Körper sendet uns Signale. Unser Körper ist weder unser Chef noch ist er irrelevant. Aufgrund von körperlichen Einschränkungen, Verletzungen, Alter oder sozialen Zwängen können einige von uns nicht immer entscheiden, was ihr Körper leisten kann. Aber wenn es möglich ist, sollten wir ein ganzheitliches Leben anstreben, in dem wir auf unseren Körper achten und erkennen, dass unsere mentalen, emotionalen und spirituellen Zustände ebenfalls eng mit unserem körperlichen Zustand verbunden sind.

Eine Möglichkeit, dies praktisch umzusetzen, ist die Einführung wöchentlicher, festgelegter Ruhezeiten. Es fällt uns schwer, uns zurückzuziehen, wenn wir wissen, dass wir etwas verbessern können. Aber gerade durch das Zurückziehen gewinnen oder gewinnen wir wieder eine neue Perspektive. In den bewusst eingeplanten Ruhezeiten können wir uns neu orientieren und erholen, was sich positiv auf unsere Arbeit auswirkt. Körperliche Erholung kann beispielsweise ein Nickerchen auf dem Sofa oder ein Spaziergang in der Natur sein, eine kreative Tätigkeit in unseren Tag einbauen oder eine neue, gesunde Mahlzeit kochen.

Wenn wir uns zeitlich sehr eingeschränkt fühlen, können wir dennoch einen Tag in der Woche für mentale, emotionale und spirituelle Erholung reservieren. Versuchen Sie, die typischen Sorgen, die uns beschäftigen, strategische Gedanken zur Arbeit und sogar die Ziele, die wir erreichen wollen, beiseite zu schieben. Legen Sie diese für einen Tag beiseite und leben Sie ganz im Moment.


5. Gibt es kleine Gewohnheiten, die dabei helfen, geerdet zu bleiben und ein Burnout zu vermeiden? Dazu können mentale Strategien, körperliche Routinen oder sogar unterstützende Nahrungsergänzungsmittel gehören.

Es gibt viele Möglichkeiten, die wir sofort in unseren Alltag integrieren können. Zwei Methoden, die ich derzeit anwende, sind Mikro-Pausen und Momente der Entspannung.

Sozialwissenschaftler weisen darauf hin, dass zwei 10- bis 15-minütige Pausen pro Tag – fernab von digitalen Bildschirmen – wie ein orientierungsgebender Mittagsschlaf wirken können. Diese Mikro-Pausen können beispielsweise ein kurzer Spaziergang, das Hören von Musik oder einem Podcast, das Lesen eines Buches (nicht auf dem Bildschirm), Zeit in der Natur oder ein Gespräch mit einem Freund sein. Versuchen Sie, eine Pause zwischen Frühstück und Mittagessen und eine weitere zwischen Mittag- und Abendessen einzuplanen.

Zweitens ist es für unsere emotionale und mentale Erholung unerlässlich, Erholungsphasen in unserem Tag zu identifizieren. Ich entscheide mich beispielsweise bewusst dafür, in den ersten 30 Minuten des Tages nicht auf mein Telefon zu schauen. Ich drücke keine der roten Punkte (E-Mails, SMS, Benachrichtigungen aus sozialen Medien) und lese keine Inhalte auf meinem Smartphone. Tagsüber verzichte ich auch auf mein Smartphone, wenn ich weiß, dass ich zwischen zwei Terminen höchstens 10 Minuten Wartezeit habe.
Die Nutzung von Freiräumen ist eine herausfordernde, aber lohnende Praxis. Es kann sich zunächst ungewohnt anfühlen, solche Gewohnheiten zu entwickeln. Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich auf jeden Fall!


6. Was können Führungskräfte oder Manager tun, um Mitarbeiter, die möglicherweise still vor sich hin leiden, besser zu unterstützen?

Große Führungspersönlichkeiten betrachten eine gesunde Kommunikation nicht nur als Werkzeug, sondern als Lebensweise. Wir können viel darüber erfahren, was in den Herzen und Köpfen anderer vor sich geht, indem wir darauf achten, wie sie sprechen, was sie sagen und wie sie es sagen.

Kommunikation ist wie eine Pulsmessung. Großartige Führungskräfte achten darauf, wie andere sich in Bezug auf Arbeit, Leben und Burnout ausdrücken. Sie schaffen regelmäßige Gelegenheiten, um Fragen zu stellen, die andere dazu einladen, frei zu sprechen, unterschiedliche Ideen einzubringen und Klarheit zu gewinnen.

Großartige Führungskräfte sind auch bestrebt, gesunde Grenzen zu setzen und die unterschiedlichen Arbeitsfähigkeiten des Teams zu respektieren. Sie nehmen sich Zeit, um bewusst Feedback zu geben, damit sich andere unterstützt fühlen und ihre Rollen klar verstehen.


7. Was würden Sie sich wünschen, dass mehr Menschen über das Thema Burnout sagen würden, was jedoch häufig unausgesprochen bleibt?

Die Suche nach einer gesunden, sinnstiftenden Arbeit ist ein fortlaufender Prozess. Es handelt sich nicht um eine einmalige Erfahrung. Sie ist dynamisch und verändert sich im Laufe der Zeit. Ein Teil davon hängt mit der zwischenmenschlichen Qualität einer sinnvollen Arbeit zusammen – wir sehen und spüren ihre Auswirkungen auf andere.

Es gibt sicherlich Zeiten, in denen man sich mehr anstrengen muss als in anderen Zeiten. Aber achten Sie darauf, dass diese Phasen nicht zu Ihrem ganzen Leben werden. Eine der besten Möglichkeiten, um einem Burnout vorzubeugen, ist es, sich regelmäßig Zeit für Ruhe und Pausen zu nehmen.

Ruhe und Arbeit sind nicht voneinander getrennt. Um gut arbeiten zu können, müssen wir uns auch gut ausruhen, was auch beinhaltet, herauszufinden, was für uns tatsächlich Erholung bedeutet. Für manche ist Ruhe eine Phase, in der sie körperlich langsamer werden und nachdenken können (z. B. ein gemütlicher Spaziergang in der Natur, Yoga, eine Massage). Für andere bedeutet Ruhe eher Spiel oder Kreativität (z. B. Malen, ein Tag am Strand, Tanzkurs).

Ruhe ist keine Einheitslösung. Nimm dir Zeit, um herauszufinden, wie du am besten zur Ruhe kommst, und betrachtest Ruhe als wesentlichen Bestandteil einer nachhaltigen Arbeit.


Einige Auszüge stammen aus dem Buch von Arianna Molloy, „Healthy Calling: From Toxic Burnout to Sustainable Work” (Gesunde Berufung: Vom toxischen Burnout zu nachhaltiger Arbeit).

Weitere Informationen: ariannamolloy.com.

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